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Reynolds T-Bone Dual 700

(Bernd N.)

Ein Higracer - meine zweite Liege. Warum? Liegeradvirus - nein das gibt es genausowenig wie SARS Virus. Als ich sah, dass durch regelmäßiges Fahren mit dem HP Velotechnik Spirit Bequemrad mein Übergewicht monatlich kiloweise runter ging, aber auch mal nicht, setzte ich mir ein Ziel. Wenn ich meinem Idealgewicht näher bin, dann gibt's was Schnelles. Vorher lohnt es sich nicht für mich, ein Sportgerät bei so untrainiertem Motor…

Wie beim Spirit auch, fuhr ich was ähnliches Probe und bestellte dann ohne Probefahrt. In diesem Fall lieh mir Ken Kobayashi (Danke nochmal) sein Bacchetta Aero, ein sogenannter Highracer mit Titanrahmen. Nachdem ich damit auf Anhieb langsam geradeaus fahren konnte, wegen dem hohen Schwerpunkt, schnell (aber nicht lange) 40 erreichte und die Übersicht im Verkehr mir gefiel, war nach einer Stunde klar, das ist was für mich. Leicht, flott, recht bequem, aber zwei Dinge störten mich.

1. die (das?) Aero rollt wirklich leicht, aber bockelhart, trotz der grossen Räder und 5cm Schaumpolster auf dem Carbonsitz. Grund sind die langen geraden Sitzstreben direkt zur Hinterachse.

2. der Sitz schwingt beim Treten einige Zentimeter seitlich. Grund sind wieder die langen geraden Sitzstreben direkt zur Hinterachse. Dazu die vordere Sitzbefestigung/Einstellung mit zwei Schrauben im Carbonsitz durch zwei Reihen vorgebohrte Löcher in der am Rahmen festgeklebten Halteplatte. Dadurch ist der Sitz nicht stufenlos einzustellen (5 mm machen viel aus beim Powern). Feineinstellung geht auch mit dem Tretlagerausleger, aber Lehnenwinkel durch die gelochten Streben auch nur in Stufen.

Das Reynolds T-Bone hat diese Nachteile nicht, der Rahmen ist passiv gefedert und fängt Vibration auf ohne dass ich am Tretlagerausleger Verwindung feststellen kann. Auch der Sitz ist passiv gefedert, in der Mitte der hinteren Strebe gestützt, nicht direkt auf der Achse, und er ist in Abstand und Winkel stufenlos zu verstellen. Dazu hat das T-Bone „dual 700“ Rennrad-Räder, ist auch noch ein wenig billiger als das Aero (dual 650) und - ich fand nichts Vergleichbares bei deutschen Herstellern. Deshalb wurde es das Reynolds - handmade in USA, ausgestattet in Japan mit hier üblichen Shimano Komponenten (Ultegra, Deore XT mix).

Zweiter Liegegeburtstag 2004-10-02

http://www.reynoldsweldlabs.com/Pictures/Pics6/bn1.jpg

2005-01-12 nun gute 500 km drauf und mit Feineinstellung erstmal zufrieden.

Bewertung (nachgebessert)

Optisch aus der Ferne was Feines mit dem gebürsteten Titan Einrohrrahmen. Aus der Nähe sind die Schweissnähte perfekt, doch den Sonderteilen wie Sitzstreben u.a. sieht man die Handarbeit an. Einige haben schon gefragt ob ich das Rad selbst gebaut hätte. Nächstes Mal (wenn es denn eins gibt) kaufe ich nur den Rahmenkit, dann kann ich darauf ehrlich mit Ja antworten;-)

Das T-Bone ist für meine Verhältnisse schnell, mit guten Reifen (Conti Attack/Force 23-622) und 32-Speichen Wirbelbrems-Rädern kann einige Zeit 35 km/h fahren (mit Puls 150-155, knapp 90%). Bei Rückenwind geht auch kurz 40 und mehr, z.B. bei nebenher fliessendem Verkehr. Das reicht nicht zum Rennen gewinnen, aber es verschlägt schon einigen der hiesigen Fahrer von immer blitzsauberen Edelrennrädern den Atem, speziell bei Gegenwind. Die 28-622 Marathon Tourenreifen sind deutlich schwerer zu treten.

Die vordere single-pivot Rennbremse ist für solche kinetische Energie zu schwach. Das T-Bone hat niedrigeren Schwerpunkt als ein Rennrad und überschlägt bei hartem Bremsen nicht nach vorn, also könnte es brutal zusammengebremst werden wenns sein muss. Koolstop Klötze halfen etwas, 500 km einfahren hat auch geholfen, aber die Handkräfte sind mir immer noch zu viel zu hoch (die Hebel sind richtig). So problemlos Anker werfen wie beim Spirit ist nicht, denn die (noch Cr-Mo) Gabel biegt sich schon einiges nach hinten. Die Carbon-Gabel habe ich noch nicht probiert.

Dafuer ist die Beschleunigung recht gut, selbst beim versehentlichen Anfahren in grösseren Gängen geht es noch. Auf meiner 14-10% Haussteigung klettert das T-Bone ca. 30% schneller als das Spirit, 16 km/h zu 11 km/h. Beide Tachos sind unter 1% genau ausgerollt und ich bin mit gleicher Kondition gefahren. T-Bone ist mehr als 5 kg leichter und deutlich direkter im Kraftschluss mit dem Schalensitz, dennoch recht komfortabel durch die passive Federung der hineinkonstruierten Rahmenelastizität. Mein T-Bone wiegt mit den schweren Rädern 14 kg (+- 200g), da sind drin die Cr-Mo Gabel, Pedale, Kettenscheibenschutz, Spiegel, Flaschenhalter, Pumpe, Reservereifen und -Schlauch, doch ohne Gepäcktrager, der steht für Touren in der Ecke.

Bild http://www.reynoldsweldlabs.com/Pictures/Pics6/bn1.jpg

12 kg halte ich für erreichbar. (Nachtrag: mit besseren Raedern und Carbongabel 11.5 kg, yeah).

Wie die meisten Highracer mit UDK-Lenker hakelt es um die Knie bei engen Kurven wie Abbiegen oder Wenden. Das Rad ist kurbelfrei bei meiner Groesse von 190 cm. Dennoch ist Weitertreten nicht möglich, anfangs waren die Reflexe nicht trainiert, da habe ich mir die Schienbeine am Lenker blessiert. Nach Gewöhnung tragbar, wie auch der Ferse-Vorderrad Kontakt, merkt man nur bei Langsamfahrt. Muss man halt wie ein Lastwagen ausholen und die Ecke weit nehmen oder frühzeitig ausklinken. Dafuer ist die Balance recht gut, durch den hohen Schwepunkt kippt das T-Bone langsamer alks tiefe Räder. Wenn links und rechts ca 10 cm Platz sind, komme ich z.B. zwischen parkenden und wartenden Autos weiter, bei unebenem Boden hilft kurz aufrecht sitzen.

Fazit: das Reynolds T-Bone ist ein Individualrad, nicht so fuer den Liege-Anfang oder fuer den Weg zum Büro. Es tut gut wofür es gebaut ist - dahinflitzen und Kilometer fressen mit kleinem Gepäck. Es kann nach Wunsch des Fahrers unterschiedlich ausgestattet werden, wie üblich je leichter desto Preis. Drew aus Amerika hat eins mit grossem Gepäck quer durch seinen Kontinent gefahren. http://viciouscircle.us

Später 2005-02-22 nicht viel mehr km .. aber weniger kg ;-), gleich mehr dazu. Zwischendurch habe ich die Kabelführung zur Vorderbremse verbessert mit 90 Grad Umlenktülle von einer V-brake. Damit drückt das Kabel nicht mehr beim links Einschlagen am Rahmen und das Bremsenschleifen bei engen Kurven ist endlich weg. Ausserdem hatte ich die mitglieferte Carbongabel montiert, Alpha Q sub 3, damit sitzt die Bremse tiefer und die Klötze sind nun ganz oben nahe dem Drehpunkt. Jetzt bin ich mit der Bremse zufrieden, und die Gabel ist 500g leichter, dabei steifer beim Bremsen und genauso komfortabel.

Mehr zum Mindergewicht: Gestern angekommen, heute montiert ist ein Radsatz Velocity Spartacus Pro. Die Velocity Naben haben kein fühlbares Spiel, laufen butterweich, auch mit Hörstock kein Lagerrauschen (ganz anders als die Shimano Deore XT, die sind vielleicht wasserfester). Vorn jetzt 20 Messerspeichen hinten 24 double-butted wegen Scheibenbremse. Damit ist das Rad nun bei 11.4 kg mit Pedalen, Flaschenhalter, Pumpe, Tacho und den gleichen Reifen, aber ohne den Kram den ich oben noch mit auf der Waage hatte; das war mit Reservereifen und -schlauch im 2. Flaschenhalter und ein leichtes Kabelschloss dazu. Wenn ich Pumpe, Lampen und Kleinkram abmache bin ich unter 11 kg, Ziel erreicht! Am Motor weiter abnehmen bringt mehr.

Bin noch nicht gefahren, weiss also noch nicht was es ausser Gewicht und Aussehen bringt. Nun mal ein paar hundert km, dann kann ich was konkretes sagen.

Weiter 2005-06-30 2200 km Die paar hundert km sind gefahren, die leichten windschlüpfigen Velocity-Raeder bringen etwas (1-2 km/h mehr am Schnitt, bessere Kondition ist nicht rauszurechnen.) Bei Gegenwind ist der Unterschied deutlich zu spueren, auch Hochgeschwidigkeitsfahrten bergab (max 75 km/h), aber insgesamt ist das kein sooo grosser Unterschied. Ob die Räder neben der Optik das wert sind? Das enscheidet jeder selbst mit seiner Bestellung. Ich bin überwiegend zufrieden, was soll ich auch sagen nachdem ich investiert hab.

Dss Rad selbst ist nun Gebrauchsgegenstand geworden, keine Probleme mit Handling, bergauf deutlich langsamer als ein RR. Dafür hat mich in der Ebene noch keiner abgehängt. Bei starken Fahrern habe ich Mühe dranzubleiben, aber es geht :-)

Anfangs störend war in den ersten beiden Gängen ein Scheuern der Kette unter dem Sitz. Dort standen Bolzen ca. 1 cm hervor. Abgeflext - schon besser, doch Krach nicht weg. Habe ein kurzes stueck Kettenrohr übergeschoben und mit Kabelbindern und einem Tacho-o-Ring-Gummi an der Stelle gehalten. Nun is gut.

Kleiner Wermutstropfen: 10 cm Riss am M5 Carbonsitz unter der rechten Sicke innen. Nicht unbedingt eine tragende Zone, aber knackst. Der Sitz stellte sich als zu klein heraus (M Groesse) und ich hatte mich schon bei der Lieferung gewundert, waum der Sitz nur nach Einbau von Lendenstütze und Schulter-Polsterung fahrbar war. Bei Bestellung hatte ich alle Koerpermasse angegeben, und dann sowas. Demnaechst kommt auf Kulanz des Haendlers ein HP Velotechnik Carbonsitz drauf, dann wer'n wer mal sehn.

Weiter 2006-03-10 nach der Winterpause

Der Carbonsitz (sieht aus wie Novosport) kam im Herbst dann auch drauf, George Reynolds hat mir kostenlos einen 2. Satz Befestigungsteile geschickt. Das Ganze wurde noch'n paar hundert Gramm leichter und endlich bequem. Doch war der Sitz nicht stabil genug fuer 2-Punkt Befestigung (kein Problem fuer'n M5) und verformte sich, so dass ich gleich wieder Alublech unterfuettern musste. Nun gehts.

Fazit: Abgesehen von den ärgerlichen Kleinigkeiten am Sitz bin ich mit dem Rad sehr zufrieden. Rennradräder und Reifen helfen bei RRlern ernst genommen zu werden. Das T-Bone bewährt sich, nach Gewöhnung bequem, schnell in der Ebene und angenehm zu dirigieren bei den hier in Japan beengten Verkehrsverhältnissen. Selbst am Berg macht es mit, aber dort ist ein Rennrad oder selbst mein 10.5 kg r&m Birdy nicht zu schlagen. Zum Vergleich meine 10% Haussteigung, alles mit Clickpedalen an der subjektiven Pustegrenze gefahren:

* HP velotechnik Spirit 105kg 11km/h * Reynolds T-Bone 96kg 16km/h * r&m Birdy 95kg 19km/h

George T. Reynolds hat inzwischen die Fertigung eingestellt, betreut seine bestehenden Kunden aber weiter. Als letztes gab es in ähnlicher Titanbauweise und zu ähnlichem Preis (für den Rahmensatz) zwei Fronttriebler mit Heckfederung, genannt „Z-Bone“. Der „dual 20“ Typ ist klein zusammenlegbar. http://www.reynoldsweldlabs.com

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